Familie & Gesellschaft

Wenn Eltern an ihre Grenzen kommen

Beim Erziehen der Kinder fühlen sich Eltern manchmal überfordert oder ohnmächtig. Um klar, bestimmt und geduldig zu reagieren, ist es wichtig, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen. Hilfreich ist, zu wissen, was man in schwierigen Situationen tun kann und zu erkennen, was gut läuft.
Image
Was tun wenn Ihr Kind sie an Ihre Grenzen bringt? Pro Juventute berät Sie rund um das Thema und gibt Ihnen Empfehlungen dazu. Jetzt mehr erfahren.

Oft sind es gleiche oder ähnliche Situationen, die aus dem Ruder laufen. Entschärfen lassen sich solche kritischen Momente, indem man das eigene Verhalten unter die Lupe nimmt und die schönen Momente mit dem Kind bewusster wahrnimmt.

Schwierige Situationen

Eine typische Situation, die viele Eltern an ihre Grenzen bringt, ist beispielsweise das Einkaufen. Ohne Stress möchte man die täglichen Einkäufe erledigen, doch irgendwie klappt das einfach nicht. Es hilft, sich zu überlegen, was das Kind macht und was man selber dazu beiträgt, dass die Einkaufssituation oft so stressig wird?

Womöglich rennt das Kind ständig weg, räumt Dinge aus dem Gestell oder bettelt um Süssigkeiten, die man nicht kaufen möchte. Man beginnt zu schimpfen, weil man so nicht vorwärtskommt und keine Lust hat, die immer gleichen Diskussionen zu führen und fühlt sich dem Verhalten des Kindes ausgeliefert

Ein paar Tipps, die dazu beitragen, den Erziehungsalltag besser zu bewältigen

Klar ankündigen und entschieden handeln

Um solche Situationen zu entspannen, sollte das Kind vorher wissen, was von ihm erwartet wird. Sagen Sie ihm zum Beispiel: «Ich möchte, dass du beim Einkaufen bei mir bleibst. Ich sage, was du aus dem Gestell nehmen darfst. Ich bin froh, wenn du mir so beim Einkaufen hilfst.»

Kündigen Sie auch an, wie Sie reagieren. Zum Beispiel: «Wenn es gut klappt, gehen wir nach dem Einkaufen noch zum Spielplatz. Rennst du mir davon, setze ich dich ins Sitzchen des Einkaufswagens.» Wichtig ist, dass keine Handlungen angekündigt werden, die sich nicht ausführen lassen oder für das Kind bedeutungslos sind.

Drohungen vermeiden

Statt zu schimpfen oder zu drohen, sollten Sie wie angekündigt handeln. Anstatt zu sagen: «Wenn du jetzt nicht aufhörst, setz ich dich ins Sitzchen», führen Sie ruhig und mit gelassener Bestimmtheit aus, was Sie angekündigt haben. Erwähnen Sie das schwierige Verhalten nicht mehr, nachdem Sie gehandelt haben. Geben Sie Ihrem Kind nach einer angemessenen Zeit eine nächste Chance. Erinnern Sie es daran, was Sie von ihm erwarten.

Dinge benennen, die gut verlaufen

Machen Sie sich bewusst, was Ihnen gelingt und was Ihr Kind gut macht. Schreiben Sie auf was funktioniert oder erzählen Sie es jemandem. Sprechen Sie auch mit Ihrem Kind darüber. Sagen Sie ihm, wenn Sie sich über sein Verhalten freuen, was Sie schön finden, was lustig und toll ist in Ihrem Zusammenleben.

Kinder möchten beschäftigt sein

Kinder, die sich langweilen, suchen nach einer Beschäftigung oder einem Ausgleich. Lenken Sie dieses Bedürfnis und übertragen Sie Ihrem Kind kleine Aufgaben. Beim Einkaufen bedeutet das, dass Sie Ihr Kind altersgemäss beschäftigen. Lassen Sie es etwas suchen oder mithelfen beim Früchte auswählen. Geben Sie ihm etwas, das es tragen darf. Oder bitten Sie Ihr Kind, Ihnen die Preise vorzulesen. Es gibt viele solche Beispiele.

Spielunterbrechungen ankündigen

Wenn Kinder spielen, möchten sie nicht gestört werden. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, die eine Spielpause erfordern. Wichtig ist, etwa zehn Minuten vorher anzukündigen, dass das Spiel bald unterbrochen werden muss. Zum Beispiel, weil es Zeit zum Essen ist oder um Schlafenzugehen. So kann sich das Kind darauf einstellen und Sie umgehen einen unnötigen Konflikt. 

Gemeinsam schöne Dinge tun

Entspannte gemeinsame Momente stärken die Eltern-Kind-Beziehung. Schauen Sie zusammen Bilderbücher an, lesen Sie Geschichten vor, zeichnen Sie miteinander, unternehmen Sie draussen etwas, hören Sie zu, wenn Ihr Kind erzählt. Schaffen Sie bewusst Zeiträume, die Ihnen und Ihrem Kind guttun.

Wenige und klare Regeln setzen

Regeln sind nicht dazu da, jemanden einzuengen oder zu bestrafen, sondern sollen das Zusammenleben erleichtern. Allerdings müssen Regeln altersentsprechend sein und immer wieder angepasst werden. Überlegen Sie sich, was Ihnen im alltäglichen Zusammenleben wichtig ist. 

Zum Beispiel: Gemeinsam essen. Ruhezeiten nach dem Mittagessen, damit Sie eine Pause haben. Nach dem Abendessen räumt das Kind die Spielsachen auf.

Pausen machen

Vielleicht gibt es Verwandte, Freunde, einen Babysitter, die Sie unterstützen, damit neben Kinderzeit auch Erwachsenenzeit bleibt. Zeit mit dem Partner, der Partnerin oder anderen Erwachsenen zu verbringen, hilft den Alltag besser zu meistern und zufriedener und gelassener mit stressigen Situationen umzugehen.

Im Notfall

Befinden Sie sich in einer Spirale von Schimpfen, Drohen und Ohnmachtsgefühlen? Wurden Sie handgreiflich gegenüber Kindern?

Dann melden Sie sich bei der Pro Juventute Elternberatung. Rund um die Uhr sind Fachleute für Sie da.

Per Telefon: 058 261 61 61 oder auch per Chat

Jetzt spenden