Medien & Internet

Was tun, wenn die Familie nur noch online ist?

Der Familienalltag wird regelrecht digitalisiert: Schweizer Haushalte, in welchen Kinder und Jugendliche aufwachsen, sind voll ausgestattet mit digitalen Medien. Aber auch schon ein bedeutender Anteil Primarschulkinder in der Schweiz besitzen Geräte, die sie im eigenen Zimmer nutzen können. Die Familien können davon profitieren, sollten jedoch das Online-Verhalten bewusst gestalten und genügend Offline-Zeiten und -Zonen schaffen.
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Die Familie ist aus dem Haus, kommuniziert wird trotzdem und zwar online.

Autorin: Dr. Sarah Genner
Medienpsychologin, Mitautorin der James-Studie und Mike-Studie

Dadurch, dass viele erwerbstätige Eltern die Möglichkeit haben, mobil-flexibel zu arbeiten, profitieren Kinder auch davon, dass sich so Beruf und Familie besser vereinbaren lassen, sei es durch einen Tag im Home-Office oder gleitende Arbeitszeiten. Zudem können Kinder und Jugendliche ihre Eltern bei der Arbeit unkomplizierter erreichen. Ein weiterer Vorteil im Familienalltag sind Möglichkeiten, mit örtlich entfernten Familienmitgliedern wie Grosseltern oder Eltern auf Geschäftsreise auf eine intensivere Weise über Videotelefonie wie Skype oder FaceTime in Kontakt zu bleiben. Digitale Technologien wie Online-Shopping oder Online-Banking vereinfachen vielen Familien den hektischen Wochenendeinkauf oder den Gang zur Post oder Bank.

Gleichzeitig nutzen jedoch viele Eltern häufiger mobile Geräte beruflich, wenn sie mit den Kindern zu Hause oder in den Ferien sind. Dies prägt einerseits die sozialen Beziehungen innerhalb von Familien, andererseits zeigt die Forschung: Nach dem Vorbild der Eltern nutzen auch Kinder Medien.

Das Gefühl, ignoriert zu werden

Ortsunabhängige digitale Erreichbarkeit von Jugendlichen verkompliziert in manchen Fällen die Eltern-Kind-Beziehung: Teenager streben Unabhängigkeit vom Elternhaus an, aber Bezugspersonen sorgen sich, wenn sie Jugendlichen digitale Nachrichten senden und keine Antwort erhalten.

Aus den USA gibt es Zahlen zur sozialen Interaktion in Haushalten und zur zunehmenden Durchdringung des Familienalltags durch digitale Medien. Seit 2007 ist der Anteil von Personen, die sich durch die Internet- oder TV-Nutzung eines Haushaltsmitgliedes ignoriert fühlten, messbar angestiegen: Noch vor dem Smartphone-Boom im Jahr 2007 gaben 36 Prozent an, sich manchmal oder oft ignoriert zu fühlen; im Jahr 2014 waren es bereits 57 Prozent. Dabei ist der Anteil jener, die sich durch die Internetnutzung eines Haushaltsmitgliedes ignoriert fühlten, signifikant angestiegen.

Empfehlungen für Eltern

  • Richten Sie Offline-Zonen und -Zeiten ein: beispielsweise am Tisch während des gemeinsamen Essens, am Abend im Schlafzimmer, im Strassenverkehr am Steuer und zu Fuss.
  • Machen Sie Ausflüge, an denen Sie als ganze Familie die Smartphones nicht nutzen und nur für den Notfall dabeihaben.
  • Achten Sie auf Ihre Vorbildrolle als Eltern.
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