Schule & Ausbildung

Der Lehrlingslohn – einteilen will gelernt sein

Für viele Jugendliche ist der Lehrlingslohn das erste selbst verdiente Geld. In der Schweiz ist damit aber kein Luxusleben möglich. Die Lernenden müssen ihren Lohn gut einteilen. Was es zu beachten gibt und wie Sie als Eltern die Jugendlichen unterstützen können.
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Der Lehrlingslohn – einteilen will gelernt sein.

Autorin: Schuldenprävention Stadt Zürich

Als Vesa und Yacine ihren Lehrvertrag unterschrieben und erfuhren, wie hoch ihr Lohn sein wird, dachten beide: «Wow, mit so viel Geld werde ich mir einiges leisten können!» Sie träumten von neuen Schuhen und Klamotten, von Ausgang, Ausflügen, Mittagessen im Restaurant,.. 

Einige Wochen nach Beginn der Lehre standen beide vor einer bitteren Erkenntnis: «Wenn ich weiter so viel Geld ausgegeben hätte wie bisher, hätte ich rasch Schulden gehabt», so Vesa. Und Yacine meint: «Ich hatte Mitte des Monats meinen gesamten Lehrlingslohn aufgebraucht und merkte, dass ich etwas ändern muss.»

Klare Abmachungen zum Lehrlingslohn

Es ist wichtig, dass Jugendliche lernen, den Lehrlingslohn gut einzuteilen. Dabei hilft es, klare Abmachungen zu treffen: Was müssen sie mit dem Lohn selber bezahlen? Wie viel zu Hause abgeben? Dies ist von Familie zu Familie unterschiedlich und hängt auch von der Höhe des Lohns ab. 

Viele Jugendliche unterschätzen anfangs, was sie alles selbst bezahlen müssen. Die meisten Eltern zahlen zwar weiterhin gewisse Budgetposten wie Krankenkasse, Vereinsbeiträge oder Flug und Hotel für gemeinsame Ferien. Den Rest der Lebenskosten müssen viele Lernende nun aber selber berappen – was meist ganz in ihrem Sinn ist. Für Luxus bleibt aber wenig bis gar nichts übrig.

Viele Jugendliche unterschätzen anfangs, was sie alles selbst bezahlen müssen. 

Rechtlich gesehen dürfen Eltern von Kindern mit einem geregelten Einkommen erwarten, dass diese einen angemessenen Betrag an die Kosten für das gemeinsame Wohnen leisten. Dieser Beitrag nennt sich Kostgeld.

Überblick dank Budget

Um den Lehrlingslohn im Griff zu haben, hilft es, sich einen Überblick über die Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Ein Budget kann dabei helfen. Wie das geht, erfahren Jugendliche bei 147.ch.

Budgetspiel

Das Budgetspiel von Pro Juventute hilft beim Aufstellen der verschiedenen Budgetposten. Lernende können sich im Budgetspiel vertieft mit dem Lehrlingslohn auseinandersetzen, recherchieren die Kosten des täglichen Lebens und erstellen ein persönliches Budget.

Zum Budgetspiel

Budget erstellen – Schritt für Schritt:

  • Einkommen festhalten: Zuerst sollte das monatliche Einkommen – in diesem Fall der Lehrlingslohn – notiert werden.
  • Ausgaben auflisten: Dazu zählen alle Ausgaben, welche die Lernenden selbst bezahlen müssen. Dabei kann man zwischen fixen Kosten (Miete, Kostgeld, Versicherungen, Abonnements, Mitgliedschaften,.. ) und variablen Kosten (Verpflegung, Kleidung, Freizeitaktivitäten, Verkehrsmittel, Handy- und Internetrechnungen,.. ) unterscheiden.
  • Sparziele definieren: Es ist ratsam, ein Sparkonto zu eröffnen und einen bestimmten Betrag monatlich per Dauerauftrag beiseite zu legen. Das Sparen kann für grössere Anschaffungen, unerwartete Ausgaben, Reisen oder einfach für die Zukunft sein.
  • Budget regelmässig überprüfen: Die Einnahmen und Ausgaben sollten regelmässig überprüft und angepasst werden, um sicherzustellen, dass das Budget realistisch bleibt.

Der Lehrlingslohn als Lebensschule

Mit Geld umzugehen, muss gelernt werden. Gerade in unserer Konsumwelt ist Finanzkompetenz eine wichtige Fähigkeit für Erwachsene. Oft sind sich Jugendliche dank des Jugendlohns bereits gewöhnt, gewisse Lebenskosten selbständig zu verwalten. Mit dem Lehrlingslohn übernehmen sie nun noch mehr Verantwortung für die eigenen Finanzen.

Beim Verwalten des Lehrlingslohns ist es wichtig, dass Jugendliche lernen, Prioritäten zu setzen. Erst muss bezahlt werden, was wirklich benötigt wird (zum Beispiel Essen, ÖV-Abo, Arbeits- und Schulmaterial). Erst danach sind «nice-to-have-Käufe» dran (etwa für Shopping oder Ausgang). Es empfiehlt sich, fixe Kosten und anfallende Rechnungen anfangs des Monats gleich zu bezahlen. So wissen die Jugendlichen, wie viel Geld sie für den Rest des Monats noch übrig haben.

Beim Verwalten des Lehrlingslohns ist es wichtig, dass Jugendliche lernen, Prioritäten zu setzen. 

Vesa und Yacine haben nach anfänglichen Turbulenzen bei der Einteilung ihrer Lehrlingslöhne einen für sie passenden Umgang mit ihren Finanzen gefunden. Sie würden mit ihren Eltern sprechen, wenn sie in grössere finanzielle Schwierigkeiten geraten – aber erst als letzte Instanz. Es ist beiden wichtig, zu zeigen, dass sie mit Geld umgehen können.

Tipps für Eltern

  • Treffen Sie klare Abmachungen mit Ihrem Kind, wer was bezahlt.
  • Geben Sie Verantwortung ab. Die Lernenden sollen einen grossen Teil ihrer Ausgaben selber bestreiten. Das hilft, in Zukunft die Lebenskosten realistisch einzuschätzen.
  • Erstellen Sie mit Ihrem Kind ein Budget, zum Beispiel mit dieser Budgetvorlage.
  • Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es regelmässige Fixkosten per Lastschriftverfahren bezahlen kann.
  • Richten Sie mit Ihrem Kind fürs Sparen einen Dauerauftrag ein. 
  • Sprechen Sie zu Hause offen über Geld, Konsum und allenfalls Schulden.
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