Entwicklung & Gesundheit

Langeweile zulassen – gar nicht so einfach!

Langeweile zu haben und Langeweile zuzulassen ist in vielen Momenten das Beste für das Gehirn und die Seele. Doch das fällt uns schwer. Wir leben in einer Zeit, die Aktivitäten lobt und in der uns sogar Smartwatches dazu auffordern, etwas zu tun. Tipps und Ideen für mehr Entspannung im Alltag mit Kindern.
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Langeweile mag Kinder nerven. Zugelassene Langeweile aber ist super fürs Hirn

Viele Menschen denken, Langeweile müsse man bekämpfen, denn Langeweile sei ein Problem, Nichtstun etwas für «Verlierer». So wird Langeweile gering geschätzt. Der heutige Mensch steht ständig unter dem Druck, seine Zeit sinnvoll zu nutzen. Immer aktiv sein zu müssen, immer etwas zu tun, ist mit ein Grund für unsere stressgeplagte Gesellschaft. 

Langeweile ist «Super Food» für das Gehirn

Doch Langeweile kann etwas Gutes sein. Viele heutige Psychiater und Psychiaterinnen nennen die Langeweile sogar «Super Food» fürs Gehirn und für die Seele. Nichts zu tun oder, wie es in Italien so schön heisst, das Dolce far niente – das süsse Nichtstun – kann auch sehr entspannend sein und ungemein entschleunigen. Ohne Plan, einfach den Impulsen folgen und tun, worauf man gerade Lust hat – sei es den ganzen Tag auf dem Sofa rumzuhängen oder im Garten rumzulungern. Ganz in Ruhe in den Himmel schauen, macht den Kopf frei für Neues!

Kinder haben noch einen natürlichen Umgang mit dem Herumhängen und dem Nichtstun. Sie besitzen eine Wertschätzung für die Langeweile, die verloren geht, wenn Eltern Kinder ständig zur Aktivität auffordern und sie mit den unterschiedlichsten Hobbys überbuchen.

Weniger Aktivitäten mehr Ideenreichtum

Ein zu umfangreiches Programm führt dazu, dass Kinder empfindlich gegenüber Langeweile reagieren. Mit ungeplanter Zeit wissen sie nichts mehr anzufangen, sie wollen immer beschäftigt sein. Als Erwachsene sollten wir uns bewusst werden, wie der eigene Umgang mit Zeit auf Kinder wirkt. Wenn Kinder nicht immer unterhalten oder mit Aktivitäten überhäuft werden, lernen sie wieder aus eigener Kraft mit freier Zeit umzugehen. So können Kinder der Leere, die Langeweile als Merkmal in sich trägt, wieder mit Ideenreichtum begegnen. 

Wenn wir Langeweile als genüssliche Möglichkeit erkennen, Kreativität und seelisches Gleichgewicht zu fördern, kann Langeweile ein wichtiger Bestandteil der Work-Life-Balance von uns und unseren Kindern werden. 

Empfehlungen für Eltern

  • Lassen Sie Ihren Kindern Zeit zum Träumen und zum Nichtstun. Wenn Sie sich dazugesellen, wird es sogar noch schöner.
  • Ein «Pyjama-Tag» bietet sich für Sonntage gut an, gehen Sie den Tag entspannt an. 
  • Respektieren Sie, wenn Ihr Kind einmal nur rumhängen will. Lassen Sie sich nicht davon stressen, dass das Kind auf gar nichts Lust hat. In solchen Momenten haben auch Sie mehr Zeit für sich.
  • Kürzen Sie das Programm und lassen Sie Aktivitäten weg – weniger ist mehr.  
  • «Mami, mir ist langweilig.» Zählen Sie Ihrem Kind fünf Dinge auf, die es normalerweise gerne macht. Sagen Sie ihm, dass es nun zehn Minuten Zeit habe, um sich zu überlegen, was es tun möchte. Verlassen Sie den Raum. 
  • Füllen Sie eine «Langeweileschachtel» mit Ideen, was man tun könnte, wenn es einem langweilig ist. Sie können das auf Papierstückchen schreiben, Zeichnungen machen oder Gegenstände hineinlegen.
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