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Kostenfalle Smartphone: So können sich Kinder schützen

Nicht nur für Anrufe, SMS und Daten kann Geld ausgegeben werden. Auch die Hersteller von Apps und Games möchten Gewinne erzielen. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Kostenfallen auf und geben Tipps, wie Sie Kinder und Jugendliche davor schützen können.
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Zahlen mit dem Smartphone

Diesen Text gibt es auch in Leichter Sprache.

Sobald Kinder ein eigenes Handy besitzen, müssen sie sich mit den laufenden Kosten auseinandersetzen. Wer nicht aufpasst, riskiert schnell eine hohe Handyrechnung. Ursachen gibt es unterschiedliche: hohe Roaming-Gebühren im Ausland, das Überschreiten der inkludierten Gesprächsminuten oder In-App-Käufe bei Handygames. Doch gibt es Tricks und hilfreiche Einstellungen, mit denen sich überbordende Handyrechnungen vermeiden lassen.

WLAN statt Roaming im Ausland

Wer im Ausland surft, chattet oder Social Media nutzt, riskiert hohe Kosten. Davor schützen können sich Kinder und Jugendliche, indem sie in den Einstellungen Roaming deaktivieren oder die mobilen Daten ausschalten. So können sie nur noch im WLAN surfen. Weitere Tipps für die Internet- und Telefonnutzung im Ausland gibt es in einem Merkblatt des Konsumentenschutzes

Keine Kreditkarte hinterlegen

Hinterlegen Sie weder bei Google Play noch im Apple Store eine Kreditkarte, wenn Kinder auf diese Konten Zugriff haben. Kreditkarten sollten nur in Begleitung Erwachsener benützt werden und der PIN der Kreditkarte sollte nie dem Kind weitergeben werden.

Kostenlimit bei Handyabo einrichten

Weil Kinder und Jugendliche meist keine eigene Kreditkarte besitzen, um via App-Stores Anwendungen zu kaufen, ermöglichen die App-Anbieter andere Zahlungsmöglichkeiten, zum Beispiel via Telefonrechnung. Kosten werden direkt der Handyrechnung belastet. Damit diese nicht überborden kann, kann ein Kostenlimit eingerichtet werden. Informationen dazu erhält man beim jeweiligen Mobilfunkanbieter.

Prepaid statt Abo

Die Kosten noch besser im Griff haben Kinder und Jugendliche mit Prepaid-Karten (Paysafecards). Diese sind am Kiosk oder in anderen Shops erhältlich. Darauf befindet sich ein fixes Guthaben sowie ein Code, um dieses Guthaben einzulösen. Auch für die «Stores» von Apple oder Android sowie Streaming- und Gaming-Plattformen gibt es Guthabenkarten. Das Guthaben – und nur das – kann dann gezielt für Apps eingesetzt werden.

Kostenpflichtige Nummern blockieren

Manche App-Hersteller erlauben, via kostenpflichtiger Nummer zu zahlen. Einige Telefonanbieter blockieren solche kostenpflichtigen Nummern bei Kinderabos von sich aus. Bei anderen kann man sie blockieren lassen, unabhängig vom Alter. Informationen dazu sind beim jeweiligen Mobilfunkanbieter erhältlich.

Überweisungslimit bei Bezahl-Apps

Mit Bezahl-Apps kann schnell und einfach bezahlt oder Geld überwiesen werden. Ab welchem Alter sie genutzt werden dürfen, ist von App zu App verschieden. Bei Twint gibt es beispielsweise für unter 18-Jährige nur Prepaid. Auch bei Bezahl-Apps sollte keine Kreditkarte hinterlegt werden, wenn Kinder und Jugendliche sie nutzen. Wenn möglich sollte ein Überweisungslimit eingerichtet werden. 

Vorsicht vor versteckten Kosten in Apps und Games

Auf Smartphones und Tablets können viele Apps und Spiele kostenlos heruntergeladen werden. Aber wirklich «gratis» sind sie nicht. Viele Apps und Games haben versteckte Kosten. Und bezahlt man nicht mit Echtgeld, dann mit Daten. Beispielsweise werden bei der Nutzung der App und des Geräts der Aufenthaltsort der Nutzenden, Adressen, Telefonnummern und weitere Daten gesammelt. Diese sogenannten Metadaten können kommerziell weiterverwendet werden. 

Andere Gratis-Spiele sind vollgepackt mit Werbung. Immer wieder erscheinen Filmchen oder Bilder (Pop-Ups), die sich nicht wegklicken lassen. Auch (Spam-)Mails des Anbieters sind keine Seltenheit. 

Dani erklärt: Was sind In-App-Käufe und wie kann ich sie verhindern?

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In-App-Käufe

Bei vielen Spielen muss nach einer gewissen Spieldauer oder ab einem bestimmten Level Geld investiert werden, um weiterzuspielen. Geld kann ebenso eingesetzt werden, um die Entwicklung eines Avatars oder den Bau einer Stadt schneller voranzutreiben. Solche Investitionen nennt man «In-App-Käufe» oder «In-Game-Käufe».

In manchen Games lassen sich auch Accessoires kaufen wie die sogenannten «Skins» bei Fortnite. Zwar beeinflussen diese das Spielgeschehen nicht, beliebt sind sie bei Kindern und Jugendlichen trotzdem. Auch das «Panini-Prinzip» ist in Games verbreitet: Man kauft eine Kiste mit Gegenständen, ohne zu wissen, was sich genau darin befindet. Solche «Lootboxen» sind umstritten, weil sie Elemente von Glücksspielen beinhalten.

Weil es sich bei In-App-Käufen um minimale Beträge handelt, sogenannte Mikrotransaktionen, verlieren Kinder und Jugendliche schnell den Überblick über die Ausgaben. Dies kann zu horrenden, nicht eingeplanten Rechnungen führen.

In-App-Käufe können deaktiviert werden. So geht's:

iPhone

  1. Die App «Einstellungen» auf dem iPhone öffnen
  2. Im Menüpunkt «Bildschirmzeit» auf «Beschränkungen» klicken
  3. Dann im Bereich «Käufe im iTunes & App Store» die In-App-Käufe deaktivieren, also «nicht erlauben» anwählen.
  4. Zusätzlich kann ein Code für Eltern eingerichtet werden, damit diese Zahlungen erlauben können.

Android

Bei Android müssen In-App-Käufe im Google Play Store deaktiviert werden.

  1. Öffnen Sie den Play Store und klicken Sie auf das Menu-Icon
  2. Runterscrollen und auf «Einstellungen» klicken
  3. Auf «Authentifizierung für Käufe erforderlich» klicken
  4. Den Punkt «für alle Käufe bei Google Play auf diesem Gerät» aktivieren.
  5. Jetzt sind In-App-Käufe mit dem Passwort vom Google-Account geschützt. Stellen Sie sicher, dass nur Sie dieses Passwort kennen.

Geschenke in sozialen Medien und Social Commerce

Auch soziale Medien beinhalten Kostenfallen. So ist es bei TikTok und Instagram möglich, einander Herzchen oder virtuelle Geschenke zu schicken. Einige Influencer fordern dies von ihren Followern aktiv ein oder spornen sie im Wettkampf gegen andere Influencer dazu an, mehr zu spenden. Diese kleinen Aufmerksamkeiten kosten, die Käufe können sich summieren.

Kinder und Jugendliche sind zudem empfänglich für Kaufempfehlungen ihrer Social-Media-Idole. Mitunter können Produkte mit wenigen Klicks gekauft werden, ohne den Feed zu verlassen. Das nennt sich Social Commerce.

Kaufverträge anfechten

Jeder Kauf − auch via Handy − beinhaltet grundsätzlich einen Kaufvertrag. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen grundsätzlich aber keine Kaufverträge ohne Einwilligung der Eltern abschliessen. Ausnahme bilden Käufe in Höhe des Taschengeldes oder des selbst verdienten Geldes. Für Käufe auf Raten, Abos oder Kredite benötigen Kinder unter 18 in jedem Fall die Zustimmung der Eltern. 

Entsteht durch die Nutzung einer oder verschiedener Apps eine hohe Handyrechnung und haben die Eltern dem Kauf nicht zugestimmt, können sie sich wehren. Dafür müssen sich die Eltern nach Erhalt der Rechnung umgehend an den Telefonanbieter wenden, um diese anzufechten. Schweizer Telefonanbieter zeigen sich teilweise kulant. Kommt keine Einigung zustande, kann man sich an die Schlichtungsstelle Telekommunikation wenden.

Tipps für Eltern

  • Zeigen Sie Ihrem Kind auf, wie es die Übersicht über die Kosten behalten kann. Erstellen Sie mit ihm ein Budget.
  • Technische Einschränkungen helfen nicht immer. Sprechen Sie über mögliche Risiken und stehen Sie Ihrem Kind bei der Nutzung digitaler Medien begleitend zur Seite.
  • Informieren Sie sich über die Games, die Ihr Kind spielt, und welche Kosten entstehen können.
  • Definieren Sie mit Ihrem Kind ein «Game-Budget», das beispielsweise monatlich als Guthaben aufgeladen werden kann.
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