Schule & Ausbildung

Kein Job nach der Lehre – Tipps, Unterstützung und Zwischenlösungen

Wer nach der Lehre nicht im Betrieb weiterarbeiten kann oder will, muss sich nach Alternativen umsehen. Zum Glück gibt es zahlreiche Zwischenlösungen. Wir zeigen die besten Tipps und Unterstützungsangebote für alle ohne Job nach der Lehre.
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Arbeitslos nach Lehre

Viele Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen erhalten den Bescheid über ihre berufliche Zukunft im Lehrbetrieb erst kurz vor dem Abschluss. Das erhöht das Risiko, dass sie nach der Lehre keinen Job haben. Selbst für interne Stellen wird von ihnen eine reguläre Bewerbung verlangt. Neben dem Prüfungsstress bleibt ihnen oft nicht viel Zeit, sich um eine Anschlusslösung zu kümmern. Es empfiehlt sich deshalb, beim Lehrbetrieb frühzeitig abzuklären, ob eine Weiterbeschäftigung möglich ist, sofern dies gewünscht ist.

Suche nach einer Festanstellung

Wer nach der Lehre nicht ohne Job dastehen möchte, sollte seine Stellensuche frühzeitig und aktiv angehen. Neben Initiative sind dabei Offenheit, Flexibilität und Mobilität nötig. Wichtig ist, dass die jungen Erwachsenen ihre Situation und persönlichen Fähigkeiten richtig einschätzen und Perspektiven entwickeln. Eine professionelle Laufbahnberatung kann dabei behilflich sein. Stelleninserate finden sich auf Jobbörsen und mit Hilfe von Suchmaschinen, auf Homepages von Unternehmen, Berufsverbänden und öffentlichen Arbeitgebern sowie vereinzelt in Zeitungen und Fachzeitschriften. Aber auch die Aktivierung des persönlichen Netzwerkes und Initiativbewerbungen haben gute Aussichten auf Erfolg, weil die Bewerberinnen und Bewerber so weniger Konkurrenz haben, als in normalen Bewerbungssituationen.

Herausforderung Stellensuche

Die Stellensuche gestaltet sich für Absolventinnen und Absolventen einzelner Berufslehren schwierig, insbesondere im KV-Bereich. Betriebe erhalten teilweise bis zu 150 Bewerbungen für einen kaufmännischen Job. Und für Stellen ohne spezifische Anforderungen bewerben sich noch mehr Interessentinnen und Interessenten. Häufen sich die Absagen auf Bewerbungen, gerät nicht nur das Selbstbewusstsein der Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger ins Wanken, sondern es sind auch die engsten Angehörigen betroffen. Jugendliche, die keinen Job haben, können oft auf die Unterstützung der Eltern zählen. Je länger die Arbeitslosigkeit allerdings andauert, umso konfliktgeladener wird die familiäre Situation meistens: Die Unterstützung weicht, der Druck auf alle Beteiligten nimmt zu und die Abhängigkeit der jungen Erwachsenen – die eigentlich selbständig werden möchten – wird zusätzlich verschärft.

Zwischenlösung anstreben

Eine Zwischenlösung ist immer hilfreicher, als arbeitslos zu Hause zu sitzen. Auch so knüpft man wichtige Kontakte in die Berufswelt, die einem weiterhelfen können. Temporäre Stellen, Saisonstellen, Praktikumsstellen sowie Arbeits- und Sozialeinsätze bieten gute Möglichkeiten, Berufserfahrung zu sammeln, und sie verhelfen zudem zu neuen Referenzen und Anstellungschancen. Entsprechende Angebote lassen sich im Internet und bei spezialisierten Vermittlern finden.

Praktika zur Überbrückung oder Weiterentwicklung

Unternehmen stellen immer höhere Anforderungen an Berufserfahrung und Weiterbildung. Wer nach der Lehre keinen Job hat, muss deshalb vor der Festanstellung vermehrt auf Praktikumsstellen zurückgreifen. Als temporärer Einsatz im Sinne einer Überbrückung bis zum nächsten Laufbahnschritt kann das Praktikum auch vom Lehrbetrieb angeboten werden. Ein Praktikum kann auch eine Voraussetzung für eine Weiterbildung sein. Wird ein Wechsel in ein neues Berufsfeld angestrebt, ermöglicht es zudem eine ideale Überprüfung des Berufswunsches. 

Ein Berufspraktikum ist auch eine arbeitsmarktliche Massnahme der Arbeitslosenversicherung (ALV) in Form einer vorübergehenden Beschäftigung: Das Unternehmen stellt eine Praktikantin, einen Praktikanten für ein halbes Jahr ein. Die Arbeitslosenversicherung übernimmt 75 Prozent der Kosten, der Arbeitgeber den Rest.

Kein Job nach der Lehre? Ab ins Ausland!

Im Ausland arbeiten, Länder bereisen oder Sprachaufenthalte absolvieren ermöglicht bereichernde Erfahrungen für mobile und sprachgewandte Jugendliche, die keinen Job nach der Lehre finden. Für die Stellensuche im Ausland braucht es je nach Land Zeit und Geduld. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA bietet Informationen und Tipps für Personen, die im Ausland arbeiten möchten.

Oft ist es einfacher, nach einer Praktikumsstelle zu suchen. Mit verschiedenen Staaten hat die Schweiz Stagiaires-Abkommen geschlossen, die den Erhalt einer Arbeitsbewilligung erleichtern.

Der Schweizerische Dachverband zur Förderung von Jugendaustausch intermundo.ch und die Plattform www.berufsberatung.ch bieten verschiedene Tipps und Hinweise für die Organisation eines Sprachaufenthaltes und erleichtern die Auswahl eines Angebotes.

Arbeitslos nach der Lehre: Aus- und Weiterbildungen

Wer ohne Job nach der Lehre ist, kann auch eine Weiterbildung oder erneut eine Ausbildung in Betracht ziehen. Neben länger dauernden Weiterbildungen oder Zweitausbildungen gibt es auch kürzere Kurse und Lehrgänge, die je nach anvisiertem Ziel absolviert werden können. Mit Kursen, Aus- und Weiterbildungen lassen sich bereits erworbene Berufskenntnisse vertiefen, Fähigkeiten entwickeln (z.B. eine neue Software kennenlernen und anwenden, neue Fremdsprachenkenntnisse usw.) oder es erfolgt eine Qualifizierung in einem neuen Berufsbereich oder auf einer höheren Bildungsstufe.

Zweitlehre zur Kompetenzerweiterung oder Umschulung

Im Anschluss an ein eidgenössisches Berufsattest (EBA) kann – gute Leistungen vorausgesetzt – eine zwei- oder dreijährige zusätzliche Ausbildung gemacht werden, um ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) in der jeweiligen Branche zu erlangen. Wer bereits eine 3- oder 4-jährige EFZ-Lehre abgeschlossen hat, kann eine Zweitlehre in einem anderen Beruf absolvieren. Bei einer Zweitlehre verkürzt sich die Lehrzeit meist bzw. gewisse Fächer müssen nicht mehr besucht werden. Eine Zweitlehre macht dann Sinn, wenn ein Jugendlicher den falschen Erstberuf erlernt hat und damit sehr unglücklich ist oder wenn die eigenen Kompetenzen erweitert werden sollen.

Berufsmatura nach Abschluss der Lehre (BM2) als Sprungbrett

Mit der Berufsmatura erweitert man seine Allgemeinbildung und es besteht danach die Möglichkeit, ein Studium an einer Fachhochschule aufzunehmen. Teilweise wird zusätzlich ein Praktikum und/oder eine Eignungsprüfung für die Zulassung benötigt. Auskunft über die Aufnahmebedingungen geben die einzelnen Fachhochschulen. Absolviert man nach der BM2 eine sogenannte Passerelle, steht im Anschluss sogar ein Studium an einer Universität offen.

Eine höheren Berufsbildung (Höhere Fachschule HF, Eidgenössische Berufsprüfung BP und Höhere Fachprüfung HFP) steht Lehrabsolvent*innen ohne Job hingegen nicht offen, da sie einige Jahre Berufserfahrung voraussetzt und mit höheren Kosten verbunden ist.

Eine systematische Darstellung der beruflichen Aus- und Weiterbildungen finden Sie unter www.berufsberatung.ch.

Militär- oder Zivildienst als Zwischenlösung nach der Lehre

Das Absolvieren der Rekrutenschule fällt bei den Wehrpflichtigen in die Zeit nach dem Lehrabschluss. Wer nach der Lehre noch keine Stelle hat, kann sich überlegen, die RS als Durchdiener zu absolvieren. Das erübrigt den späteren Besuch von Wiederholungskursen. Aspiranten bietet sich auch die Möglichkeit für eine Kaderlaufbahn mit anschliessender Anstellung als Zeitmilitär.

Eine Zwischenlösung bietet auch der Zivildienst. Nach Zivildienstgesetz muss aber 1,5-mal so lange Zivildienst wie Militärdienst geleistet werden.

Soziale Kontakte, Tagesstruktur und Unterstützung durch Beratungsstellen

Arbeitslose Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen leiden schon nach kurzer Zeit an einer fehlenden Tagesstruktur mit Sozialkontakten, weil ihre Kolleginnen und Kollegen in der Regel beschäftigt sind. Hinzu kommt das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Es ist wichtig für sie, aus der Passivität herauszutreten, ihre Bewerbungsstrategien zu verbessern und gezielt Dinge zu suchen, die ihnen Struktur und Halt geben. Das Aufrechterhalten der sozialen Kontakte (zumindest dann, wenn die Kolleginnen und Kollegen verfügbar sind) sowie allfällige Unterstützung von (Berufs-) Beratungsstellen, helfen beim Meistern dieser anspruchsvollen Zeit. Damit sind Jugendliche auch weniger gefährdet, bei länger anhaltender Arbeitslosigkeit psychisch krank zu werden. Unterstützungsangebote gegen Jugendarbeitslosigkeit bietet Check Your Chance.

Auf unserer Seite https://beratungsstellen.147.ch können Sie gezielt nach Beratungsangeboten zu diversen Themen in Ihrem Kanton suchen.

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